Beides ein vollwertiges Baby-Transportmittel. Allerdings grundverschieden – in so vielen Punkten. Ob Babytrage oder Kinderwagen – jedes hat seine Vor- und Nachteile. Welche das sind und worin sie sich unterscheiden, erfährst du in diesem Artikel.
Hauptunterschiede von Babytrage und Kinderwagen
Gehyped und auf Baby-Checklisten an oberster Stelle: Der Kinderwagen. Er wird sogar als eine der wichtigsten Anschaffungen während der Schwangerschaft betitelt.
Oft unterschätzt – leider: Eine Babytrage. Sie wird meistens erst ziemlich weit unten auf einer Checkliste für Erstlingseltern erwähnt und erhält damit in der Schwangerschaft auch viel zu wenig Beachtung – wenn man nicht durch Freunde oder Familie Berührung mit dem Thema Tragen bekommt.
Schauen wir uns einmal die Unterschiede von beiden Transportmitteln an. Let’s go:
Der Preis
- Kinderwagen: Durchschnittlich ca. 300 – 400 € und mehr
- Babytrage: Tragetücher ab 45 €, gute Schnallentragen ab ca. 110 €
Größe & Platzbedürfnis
- Kinderwagen: Groß & Sperrig, braucht einen Unterstellplatz
- Babytrage: Klein & handlich, braucht keinen Platz, kann in jeder Tasche verstaut werden
Anwendungsbereich
- Kinderwagen: Nur draußen bzw. unterwegs – nicht für Haus oder Wohnung
- Babytrage: Überall – indoor und outdoor
Die Position des Babys
- Kinderwagen: Liegend (später sitzend)
- Babytrage: Immer aufrecht
Das Sichtfeld und die Perspektive des Babys
- Kinderwagen: Das Innere des Wagens bzw. Decke, ein Stück Himmel, später auch den Schiebenden und die Umgebung; Froschperspektive
- Babytrage: Von Anfang an den Tragenden & die Umgebung; auf Augenhöhe, Perspektive wie Tragender
Abstand zum Baby
- Kinderwagen: Größere Distanz, kein Körperkontakt, keine Nähe
- Babytrage: Haut an Haut mit Tragendem, ganz viel Nähe
Wann lohnt sich ein Kinderwagen?
Welche Punkte sprechen für einen Kinderwagen, welche dagegen?
Vorteile Kinderwagen
- Wenn ihn dein Kind mag, schlummert es dort längere Zeit friedlich während du die frische Luft und einen Spaziergang genießt [oder andere Dinge nebenbei erledigst, während der Wagen sicher in deiner Nähe steht]
- Eine Pause für dich: Jeder kann damit einen Spaziergang mit deinem Baby machen
- Stauraum für andere Dinge (Einkäufe, Wickeltasche etc.)
Nachteile Kinderwagen
- Teuer: Eine der größten Investitionen in der Schwangerschaft
- Sperrig: Braucht Platz und man kommt nicht überall rein
- Unpraktisch im öffentlichen Verkehr oder auf unebenem Gelände
- Nimmt viel Platz im Kofferraum weg
- Du musst immer einen Fahrstuhl suchen, da er auf Rolltreppen verboten ist
- Distanz zum Kind
- Baby erkennt in den ersten Wochen nicht, wer den Wagen schiebt
- Baby muss bei Kälte ordentlich eingepackt werden
- Man merkt oft erst spät, ob dem Baby zu kalt oder warm ist
Ganz schön viele Nachteile – auf einen Kinderwagen verzichten?
Sprechen diese Nachteile gegen einen Kinderwagen?
Wir möchten keine Erstlingsmama davon abhalten, einen Kinderwagen zu kaufen. Auf keinen Fall.
Liebt ein Baby den Kinderwagen, war es vielleicht die beste Investition während der Schwangerschaft. Aber man weiß es eben erst, wenn das Kind auf der Welt ist.
Tatsächlich mag es nicht jedes Kind im Kinderwagen zu liegen. Anfangs schwer vorstellbar – aber wahr.
- Wenn man also unsicher ist und die Investition sowieso zu groß wäre, möchten wir in den Raum stellen: Man könnte es auch erstmal mit einer Babytrage versuchen.
Wir kennen einige Tragemamas, die bei ihren zweiten Kindern komplett auf den Kinderwagen verzichtet haben, da sie ihn beim ersten gar nicht gebrauchen konnten. Das spart natürlich viel Geld. [Lies doch mal in unsere Tragegeschichten rein, da gibt’s einige Mamas, denen es so ging. Zum Beispiel Tragemama Nadja.]
Könntest du dir auch vorstellen auf einen Kinderwagen zu verzichten?
- Dann informiere dich am besten schon in der Schwangerschaft über die möglichen Tragevarianten und -systeme.
- Beziehungsweise: Lass dich informieren! Eine Trageberaterin ist hier die beste Ansprechpartnerin. Ist dein Baby auf der Welt, kannst du mit dieser Vorbereitung schneller die bequemste Variante für euch finden.
Wann lohnt sich eine Babytrage?
Welche Argumente sprechen für eine Babytrage, welche dagegen?
Vorteile Babytrage
- Nähe und Sicherheit für dein Baby (Grundbedürfnisse!)
- Lösung, wenn Baby nicht abgelegt werden möchte [bzw. den Kinderwagen nicht mag]
- Viel günstiger als ein Kinderwagen
- Klein & praktisch: Kann überall mit hin genommen werden
- Braucht keinen extra Unterstell-Platz
- Man kommt mit ihr überall rein
- Freie Hände für andere Dinge
- Mehrere Funktionen: Ein Tragetuch kann zB. auch als Decke oder Hängematte verwendet werden
- Du bist viel mobiler und flexibler: Wandern, Öffentlicher Verkehr, Rolltreppen, volle Innenstädte, Weihnachtsmarkt, Einkaufen – alles kein Problem
- Bietet verschiedene Perspektiven: Tragen vor der Brust, auf der Seite oder auf dem Rücken möglich
- Unterwegs einfach Stillen, ohne dass es jemand merkt (du könntest sogar weiterlaufen)
- Kind entdeckt Welt mit dir auf Augenhöhe
- Korrektes Tragen fördert die Hüftreifung und verursacht keinen plattgedrückten Hinterkopf
Nachteile Babytrage
- Nicht jeder mag die Nähe und Wärme, die beim Tragen entsteht. Weil man zum Beispiel schnell schwitzt und es unangenehm findet, so nah einen anderen Körper länger an sich zu haben
So viele Vorteile – eine Babytrage lohnt sich immer
Eine Babytrage ist einfach saupraktisch und dem Kinderwagen im Familienalltag teilweise haushoch überlegen. Zum Beispiel in diesen Situationen:
- Du kannst mit ihr schnell zur nächsten Bahn rennen, weil du nicht erst auf den Aufzug warten musst.
- Kannst auf unebenem Gelände spazieren und musst aufs Wandern nicht verzichten.
- Da sie keinen Platz braucht, musst du sie nicht vor der Haustür oder im Mehrfamilien-Hausflur stehen bzw. liegen lassen – wird also auch nicht einfach geklaut.
Trotzdem hatten auch wir einen Kinderwagen. Allerdings irgendwann mehr als Gepäckträger. Kind in die Trage und die Einkäufe in den Wagen. Aber auch weil wir in Großstädten wohn(t)en und gern reisen. Da war ein Kinderwagen viel zu sperrig – also kam meistens die Babytrage zum Einsatz. So waren wir maximal flexibel.
Wann lohnt sich beides?
- Wenn ein zweites Kind unterwegs ist, und das erste noch ein Kleinkind ist: So kannst du ein Kind im Wagen schieben [wenn es ihn mag] und das Geschwisterkind tragen. Auch bei Zwillingen sind beide Transportmittel praktisch.
- Wenn es finanziell drin ist und du offen für beides bist: Denn es wird Tage geben, an denen dein Baby ohne deine Nähe nicht auskommt – dann ist eine Babytrage goldwert. Und es wird Tage geben, da ist dein Kind im Kinderwagen glücklich. Oder du brauchst einfach mal eine Pause und lässt jemand anderen einen Spaziergang machen.
- Wenn du dein Kind lieber trägst, dein Partner oder deine Partnerin aber lieber schiebt.
Fazit
- Du weißt erst, wenn dein Kind auf der Welt ist, was ihr wirklich braucht.
- Ob ein Kinderwagen oder eine Babytrage zu euch passt, kommt ganz auf die Bedürfnisse deines Babys und natürlich auch auf dich an.
- Welche Vor- und Nachteile beide Transportmittel [unserer Meinung nach] haben, haben wir dir mitgeteilt – jetzt bist du dran.
- Wichtig zu wissen: Kein Baby ist kaputt, dass den Kinderwagen nicht mag. Das Bedürfnis nach Nähe ist ganz natürlich. Durchatmen. Tragen. Weitermachen.
- Ein Kinderwagen ist und bleibt [auch aufgrund der Baby-Checklisten und dem Überangebot an Modellen & Herstellern] sicher lange noch eine der wichtigsten Anschaffungen für Erstlingseltern.
- Sicher auch, weil es das normalste für unsere Gesellschaft ist, ein Baby in einem Kinderwagen zu sehen. Dass das nicht klappen könnte, kann sich anfangs niemand beim ersten Kind vorstellen. Erst wenn es nicht funktioniert, sucht man nach Alternativen. Aber zum Glück gibt es welche.
- Wir sind der Meinung: Eine Babytrage gehört an eine viel höhere Position auf einer Baby-Checkliste und ist mindestens genauso zu beachten, wie ein Kinderwagen.
- Mit Babytrage hast du eine zweite Option, wenn der Kinderwagen bereit steht, dein Baby allerdings nicht hinein möchte. Oder sogar eine viel günstigere Möglichkeit, dein Baby von A nach B zu bringen, wenn du kein Geld für einen Kinderwagen ausgeben kannst.
- It’s your choice!