Musstest du dir auch schon mal anhören, dass du doch dein Baby auch mal ablegen musst? Dass du es verwöhnst, wenn du es immer an dir trägst! Dein Baby es sonst nie lernt, auch mal allein zu sein! Oder haben dich diese Sätze bisher sogar davon abgehalten, dein Baby zu tragen? Dann lies bitte weiter – denn das ist absoluter Quatsch! Alte Denkweisen oder Floskeln von Leuten, die keine Ahnung vom Tragen oder den Baby-Bedürfnissen haben. Wir zeigen dir, dass das Bedürfnis nach Nähe in der Natur des Menschen liegt und nur gut für dich und dein Kind sein kann!
Unsere Kinder sind Traglinge – keine Nesthocker
Das hat die Wissenschaft längst bestätigt. Wenn du bereits Mama bist oder schon mal einen Säugling hochgehoben hast, ist dir vielleicht aufgefallen, dass dieser reflexartig seine Beinchen anzieht und sich so aktiv auf den Hüftsitz vorbereitet. Man spricht auch von der Anhock-Spreiz-Reaktion. Tragen ist also keine neue Erfindung oder ein Trend, sondern ein tief verwurzeltes Verhalten von uns Menschen.
Warum tragen wir also unsere Kinder?
Weil sie ein Grundbedürfnis nach Körperkontakt und ständiger Nähe haben. Du kannst es also nicht verwöhnen, indem du es zu viel trägst, denn ein “zu viel” gibt es beim Tragen nicht. Am zufriedensten sind Babys, wenn sie Körperkontakt erfahren – am besten zusammen mit Bewegung. Denn dein Baby kann in seinen ersten Lebensmonaten noch nicht verstehen, dass etwas, was es nicht sehen kann, trotzdem noch da ist.
Das sogenannte Kontaktweinen ist ein Zeichen dafür, dass sich ein Baby allein fühlt. Durch Weinen ruft es seine Kontaktperson herbei. Blicken wir in unserer Stammesgeschichte zurück, war dieses Kontaktweinen überlebenswichtig im Nomadenleben – es war Babys Hilferuf in größter Not. Wenn sich Kinder allein fühlen, können sie nicht anders als weinen. Es liegt in ihrer Natur. Und da hilft nur: Zum Kind gehen, hochnehmen, wiegen, vielleicht noch stillen, bei sich tragen und nicht so schnell wieder ablegen!
Schenke deinem Kind Nähe und Geborgenheit
Wir Menschen sind von Natur aus abhängig und brauchen ein Gefühl der Zugehörigkeit. Das gilt erst recht für Säuglinge. Wir sind auf enge Bindungen ausgerichtet, wollen dazugehören, uns geborgen fühlen. Wenn dein Kind nach Nähe verlangt, gib sie ihm. Sei sofort da, wenn es schreit. Halte es, trage es und versichere ihm durch deine Nähe, dass es nicht verlassen wird.
All das widerspricht vielleicht vielen Eltern, weil sie es selbst als Kind anders lernen mussten – allein zurechtzukommen. Oder weil sie auf andere Stimmen hören. Stimmen, die sagen, dass man sein Kind ruhig mal eine Weile weinen lassen soll, es auch mal spüren muss, dass Mama und Papa nicht immer da sein können. Gerade bei älteren Generationen hält sich der hartnäckige Mythos, dass uns unsere Kinder später auf der Nase herumtanzen und wir sie verwöhnen, wenn wir sie laufend tragen.
Das können wir wirklich nicht mehr hören. Denn unsere Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, die geformt werden müssen. Ein Kind braucht Liebe und Aufmerksamkeit – damit kann man nicht verwöhnen, nur stärken! Der Bindungsforschung und Entwicklungspsychologie sei Dank für diese Erkenntnisse. Was viele Mütter intuitiv machen würden, wird somit auch für alle Kritiker wissenschaftlich belegt und für gut empfunden. Diese Angst, ein Kind durch Nähe und Geborgenheit zu verwöhnen, ist vor allem in unseren hochindustrialisierten Nationen verbreitet – jedes Naturvolk würde den Kopf schütteln!
Tragen erfüllt seelische und körperliche Bedürfnisse
Nicht nur, dass das Tragen hervorragend für eine starke Bindung zwischen dir und deinem Baby ist und du ihm damit Sicherheit gibst. Nein, es sorgt auch für eine gesunde Hüftreifung. Denn die Babyhüfte ist bei der Geburt noch nicht voll ausgebildet.
Was auf den ersten Blick für Unerfahrene und Kritiker vielleicht seltsam aussieht, ist die optimale Haltung, damit sich die Hüfte deines Babys korrekt entwickelt. Die sogenannte, bereits oben erwähnte Anhock-Spreiz-Haltung unterstützt das gesunde Ausreifen der Hüftgelenke optimal. Diese Haltung ist die ergonomisch korrekte Trageposition.
Außerdem erlebt dein Baby durch das Tragen viele Bewegungsanreize, die es liegend, zum Beispiel im Kinderwagen, nicht erfährt. Babys Muskeln so wie die Kopfkontrolle werden gestärkt. Dein Baby entdeckt die Welt um sich herum auf Augenhöhe, beginnt sich umzuschauen und kann sich aber auch jederzeit an dich kuscheln, wenn es mal zu viele Reize sind.
Als Mama profitierst du besonders vom Tragen
Durch die Geburt und auch schon während der Schwangerschaft wurde dein Beckenboden stark beansprucht. Bei vielen dauert es eine ganze Weile, bis der ursprüngliche Beckenbodenzustand wieder hergestellt ist. Bei manchen geht es schneller, bei manchen wird’s nie wieder wie vorher.
Warum also diesen Bereich noch weiter beanspruchen durch falsches Tragen?
Viele frischgebackenen Mamas tragen ihr Baby einfach auf dem Arm. Das ist zwar auch schön, belastet die Haltung des Tragenden jedoch viel mehr als das Tragen in einem Tuch oder einer Tragehilfe.
Nutzt du eine Babytrage, hast du deine Hände noch für andere Dinge frei, bist mobil und viel flexibler. Auch dein Rücken profitiert von der aufrechten Haltung während des Tragens mit einer Babytrage. Denn je näher dein Baby an dir ist, desto besser verkraftest du dieses zusätzliche Gewicht.
Und was machst du bei Rückenschmerzen?
Hier ist entscheidend, ob es sich um einen präexistenten Schmerz handelt, also ob du die Rückenschmerzen schon vorher hattest oder ob sie erst durchs Tragen gekommen sind.
Viele denken, dass sie durch schon bestehende, gelegentliche Rückenschmerzen ihr Kind nicht in einer Trage tragen sollten. Dass die Schmerzen dann mehr werden, ausgelöst durch die Trage.
Genau das ist jedoch die falsche Denkweise. Denn dein Kind irgendwie seitlich auf dem Arm zu tragen und nicht ergonomisch korrekt in einem Tuch oder einer Tragehilfe, verschlimmert noch die Schmerzen. Es ist daher besser, dein Baby sicher und richtig in einer Babytrage zu tragen, statt falsch immer Arm oder sogar in einer Babyschale.
Solltest du jedoch erst Schmerzen durch das Tragen bekommen, ist irgendwas falsch. Dann kann es sein, dass vielleicht das Tuch nicht richtig gebunden oder die Tragehilfe falsch eingestellt ist. Tragen darf niemals wehtun. Ist das bei dir der Fall, lass dich bitte von einer Fachperson beraten!
Ich trage dich, solange du willst
Sage diesen Satz bewusst und laut – sei stolz, eine Mama oder ein Papa zu sein und deinem Kind sein Grundbedürfnis erfüllen zu können. Das Bedürfnis nach Nähe, Körperkontakt, Geborgenheit, Liebe und Aufmerksamkeit.
Ignoriere Kritiker und höre auf deinen Instinkt! Denn warum fühlen sich Babys, die getragen werden, so wohl und weinen deutlich weniger als Babys, die nicht getragen werden?
Weil sich dein Baby sicher und geschützt fühlt, wenn du es trägst. Dein Baby spürt, hört und riecht dich – seine vertraute Person. Es muss nicht nach dir rufen, um beschützt zu werden.
Die Verbindung von Tragen und Bewegung sorgt zusätzlich für ein wohliges Gefühl, weil es sanft hin- und hergeschaukelt wird. Ähnlich wie im Mutterleib, wo dein Schatz 9 Monate sicher verbringen durfte.
Das WARUM und WIE beim Thema Babytragen ist so groß und wichtig, dass wir weitere Beiträge dazu geschrieben haben. Wenn du mehr dazu lesen möchtest, geh doch gleich noch weiter zu Warum ein Baby tragen? und Babytrage-Einmaleins: Was brauche ich zum Tragen meines Babys?
Tragen
ist Geborgenheit,
stillt ein Grundbedürfnis,
ist liebevoller Körperkontakt,
fördert die gesunde Hüftreifung deines Babys,
entspricht der Natur des menschlichen Säuglings,
erfüllt die körperlichen und seelischen Bedürfnisse deines Kindes,
erleichtert uns Eltern den Alltag und ist auch ein positives Zeichen für das Leben mit Kindern!