Wenn Baby den Kinderwagen nicht mag und auch den Stubenwagen nur anschreit…
Ich heiße Vanessa, bin 26 Jahre alt und Mutter von mittlerweile 2 Kleinkindern. Ja, richtig gelesen, denn mein kleines Baby ist mittlerweile schon ein Kleinkind.
Aber nun von Anfang an.
Noch etwas grün hinter den Ohren, haben mein Mann und ich uns damals gewünscht, jung Eltern zu werden. Nach endlos erscheinenden 3 Monaten Wartezeit, war der Schwangerschaftstest dann endlich positiv und die Vorfreude war groß. Mit damals 21 Jahren hatte ich natürlich keine Freunde mit Kindern oder anderweitig Erfahrung mit Babys sammeln dürfen. Und blindlings alles, was auf der nicht enden wollenden Erstausstattungsliste stand, besorgt. So oft haben wir uns aufgemalt, wie schön es sein wird mit unserem Baby im Kinderwagen durch die Straßen zu schlendern. Nichts ahnend, wie unrealistisch diese Vorstellung sein wird.
Als unser Mini Mann dann auf der Welt war, haben wir nach und nach realisiert, dass etwas nicht stimmte. Das Gitterbett wurde von Tag 1 nur angeschrien, trotz Stubenwagen kam ich zu nichts und auch im Kinderwagen gab es nur Gebrüll.
Besorgt fragte ich meine Hebamme, was ich falsch machen würde. Sie gab mir den unbezahlbaren Tipp, dass ich mir doch ein Tragetuch anschaffen solle.
Gesagt, getan! Schließlich kosten gut erhaltene Tragetücher nicht viel, was also gab es zu verlieren?
Und dann ist es passiert, kaum gebunden (die ersten Versuche waren übrigens katastrophal) ist der Mini Mann eingeschlafen! Ganz friedlich und ohne Geschrei. Für mich war das Gefühl weltbewegend. Mein Baby war glücklich und ich ihm so nah wie seit der Geburt nicht mehr. Ich weiß noch, wie sich dieser Hormon Cocktail anfühlte, so berauschend!
Seit da übte ich mehrmals täglich, bis mir die erste gute Wickelkreuztrage gelungen ist und ich mich damit vor die Tür traute. Es war alles so viel einfacher, als mit unserem Kinderwagen inkl. schreiendem Baby darin. Ich hatte wieder ein Stück Freiheit zurückgewonnen.
Irgendwann nach circa 6 Monaten wurde mein Baby aber größer und das Tragen vor dem Bauch war auf Dauer nicht mehr das richtige für uns. Ich wollte das Rückentragen lernen. Trageberatung? Ach Quatsch, das wird schon mit ein wenig Übung und ein paar YouTube Videos..
Tja so dachte ich nach 3-4 Versuchen, dass ich das mit dem Rückentragen voll drauf habe und bin gleich mal mit dem Hund 10 km gelaufen. Würde ich so nie wieder machen, denn ich hatte danach Schmerzen aus der Hölle. Dass man auch den einfachen Rucksack strähnchenweise straffen sollte wusste ich durch die Videos nämlich nicht. (Baby war natürlich trotzdem sicher, nur das Gewicht hat sich halt schlecht verteilt)
Doch mit der Zeit und noch ein paar YouTube Videos mehr ging auch das irgendwann ganz gut. Als er dann irgendwann selbst laufen konnte, kam auch endlich das Tuch, indem auch schon ich getragen wurde zum Einsatz. Bis er irgendwann gar nicht mehr getragen werden wollte.
Nach einiger Zeit war ich wieder schwanger mit der Mini Maus. Ich habe mir ein halbes Vermögen gespart, da ich so viele Sachen von der Erstausstattungsliste streichen konnte. So zogen dieses Mal bereits in der Schwangerschaft 2 weitere Tragetücher ein, worin sie auch schon einen Tag nach der Geburt getragen wurde.
Da die Mini Maus leider nicht gesund auf die Welt kam, hatte ich große Probleme mich in meiner Rolle als Zweifachmutter zurechtzufinden. Diese großen Gefühle von Liebe und Zufriedenheit bleiben am Anfang komplett aus. Und ein richtiges Wochenbett hatte ich bei ihr, aufgrund unzähliger Arztbesuche nicht.
Doch auch da hat mich das Tragen gerettet. Wir konnten uns gegenseitig Sicherheit geben und uns besser kennenlernen, ohne dass ich ihren Bruder oder den Haushalt vernachlässigen musste.
Ein paar Wochen nach der Geburt, durften auch die ersten Tragehilfen (und natürlich noch einige Tücher) einziehen. So wuchs der Wunsch immer mehr, anderen Eltern so einen holprigen Start, wie bei meinem Großen, zu ersparen und Trageberaterin zu werden.
Nach und nach habe ich immer unterschiedlichere Tragetücher und Tragehilfen getestet und meine Ausbildung zur Trageberaterin gemacht. Einen Kinderwagen haben wir schon lange nicht mehr. Auch wenn es mir wichtig ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass Tragen kein entweder oder sein muss!
Nun ist meine Mini Maus auch schon gar nicht mehr so mini. Sie lernt gerade sprechen und laufen und ich genieße immer bewusster die Tragemomente mit ihr. Denn ich weiß, dass auch diese schneller vorbei sind, als mir lieb ist.
Aber immerhin kann ich mit meinem Job vielen anderen Familien helfen und die Freude am Tragen weitergeben. Ich hoffe, dass ich das noch lange machen kann.